Gottes Neue Offenbarungen

Die Erde

Die natürliche Erde

- Kapitel 20 -

Wesen und Bestandteile der Luft

29. Januar 1847
Das Wasser des Meeres, wie auch das in den Seen des Festlandes, bildet zwar auch eine Art verdichtete Luft, in welcher Tiere leben können. Aber diese Luft gehört so ganz eigentlich noch zum Erdkörper selbst, und zwar zu dessen äußerster Rinde; daher es nicht in die atmosphärische Luft hinzugenommen werden kann, sondern zur atmosphärischen Luft kann nur jener Teil des Wassers genommen werden, welcher sich in den Nebeln und Wolken vorfindet, so wie auch das freie Wasserstoffgas in der Luft selbst, wenn es sich auch nicht als Nebel oder Wolke beschauen läßt.
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Woraus besteht dann wohl die atmosphärische Luft in all ihren Teilen?
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Die atmosphärische Luft oder die Einatmungsluft besteht aus einer Unzahl von allerlei Luftarten, die alle den Namen Gase oder besser einfache Luftarten haben.
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Die Naturforscher sind zwar mit der Aufzählung der Gase, woraus die atmosphärische Luft besteht, bald fertig; nach ihnen besteht die Luft aus einem gewissen Verhältnisse von Sauerstoff, Wasserstoff, Kohlenstoff und eigentlichem Stickstoffgas. Allein mit diesen vier Spezies wäre der eigentlichen atmosphärischen Luft ganz entsetzlich wenig gedient, wenn sie nicht noch andere Luftarten in sich besäße; und besäße die Luft solche andere, den Naturforschern nicht bekannte Luftarten nicht in sich, so würde es mit dem Wachstume der Pflanzen, mit der Entstehung der Mineralien, und gar überaus schlecht mit der Tierwelt aussehen.
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Jede Pflanze saugt aus der atmosphärischen Luft die ihr allein zusagende einfache Luftart in sich und scheidet jede andere aus. Wenn das nicht der Fall wäre, so hätte nicht jede Pflanze nach ihrer Art ihre ganz eigene Gestalt, ihren ganz eigenen Geschmack und Geruch. Wenn aber jede Pflanze nach ihrer Art nur eine mit ihr korrespondierende, einfache Luftart einsaugt, so wird es wohl auch so ganz eigentlich soviel einfache Luftarten geben müssen, als wie vielfach in der Art und Weise die Konsumenten da s in d .
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Daß aber dies wirklich der Fall ist und sein muß, beweist ja schon sonnenklar der Geruch einer jeden einzelnen Pflanze und noch mehr ihr innerer Stoff. Man berieche doch eine Rose, eine Nelke, eine Lilie, ein Veilchen, dann ein Bilsenkraut, und frage sich dann selbst, ob da die eine Blume riecht wie die andere.
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Der Geruch der Rose wird stärkend auf die Geruchsorgane einwirken und das Gesicht schärfen. Die Nelke wird zusammenziehend die Geruchsorgane berühren und das Gesicht schwächen. Die Lilie wird die Geruchsorgane schlaff machen und mit der Zeit sogar übel auf die Magenorgane einwirken, wodurch nicht selten im Kopfe ein Schmerz erzeugt wird. Das Veilchen wird erheiternd auf die Geruchsorgane einwirken und sogar das Gehirn stärken, während das schmutziggelbe Bilsenblümchen augenblicklichen Ekel und bei längerer Beriechung Schwindel und Erweiterung der Sehpupille zur Folge haben wird.
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Frage: Kann das allein den vier bekannten, einfachen Gasarten zugeschrieben werden, oder kann das allein ihre etwa verschieden verhältnismäßige Mischung zuwege bringen? Ja, wenn diese vier Gase wirklich die vier einfachen Grundstoffe wären, aus denen endlich alle Dinge gebildet sind, da wäre es ja doch eine barste Schande für die hochgelehrten Chemiker, daß sie daraus nicht lange schon Gold, Silber und Diamanten im größten Überflusse zuwege gebracht hätten; denn zwischen vier einfachen Spezies können doch bald eine Menge allerartige Quantitätsmischungen bewerkstelligt werden, und es müßte da aus jeder Mischung, wennschon eben nicht gerade gleich das Gold, so doch vielleicht irgend eine neue Pflanze oder gar irgend eine neue Rasse von Miniaturochsen, Eseln und Kälbern oder sonst etwas dergleichen zum Vorschein kommen. Aber siehe, so etwas geschieht trotz der allergelehrtesten Gesichtsmuskelverziehungen solcher Weisheitshelden nicht und kommt nichts zum Vorschein als höchstens irgend ein weißlichter Staub, der, mit Mikroskopen untersucht, sich als kleine Kristallchen erkennen läßt, womit es aber eben nicht viel gesagt haben will, weil solchen Kristallstaub die Natur im Freien ohne die chemische Küche noch bei weitem besser und mannigfaltiger erzeugt. Ihr brauchet im Herbste nur eine reife Pflaume oder eine reife Traube, auch verschiedene Baumblätter zu beobachten, so werdet ihr zum Überfluß solchen Staub als sogenannten Reim auf den obbenannten Früchten und Blättern entdecken. Ein Mikroskop hinzugesteckt, - und es wird da von den allerschönsten Kristallen wimmeln!
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Aus dem geht wieder hervor, daß es noch mehrere einfache Luftarten geben muß als die vier bekannten allein. So gibt es auch Pflanzen, die eine so überaus schädliche Luft aushauchen, daß in derselben Tiere und andere Pflanzen sogleich sterben müssen, wie es auch wieder andere, wundersame Pflanzen gibt, durch die sogar Tote, wenn sie nicht zu lange tot sind, wieder belebt werden könnten. Diese beiderlei Pflanzenarten - die eine überaus tötend, die andere überaus belebend - müssen doch jede nach ihrer Art einen ganz eigentümlichen Grundstoff aus der Luft einsaugen, ansonst sie das nicht würden, was sie sind.
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Wenn aber das unleugbar der Fall ist, so geht es ja doch wieder klar hervor, wie vielartig zusammengesetzt die atmosphärische Luft sein muß, um der Vielartigkeit der geschaffenen Dinge in ihr, jedem nach seiner Art, nährend zu dienen. Wenn aber schon die Pflanzen so viele Grundarten in der atmosphärischen Luft zu ihrer Existenz vonnöten haben, um wieviel mehr muß da erst der Tiere wegen in der atmosphärischen Luft verschieden Grundstoffartiges vorhanden sein, damit jedes Tier in der atmosphärischen Luft den ihm zusagenden Einatmungsstoff findet.
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Es atmet zwar jedes Tier das ganze atmosphärische Luftgehaltsvolumen in sich ein, behält aber nur in sich dasjenige aus dem eingeatmeten Volumen, was seiner Natur homogen ist; alles andere stößt es wieder hinaus.
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Ich meine, für den, der nur ein wenig reifer zu denken vermag, wird es mit dem bisher Gesagten genug sein, um einzusehen, wie höchst kompliziert die atmosphärische Luft sein muß, damit in ihr alle die zahllos vielen, verschiedenartigsten Wesen das finden, was mit ihrer Natur korrespondiert. Wenn wir aber nun solches sicher leicht begriffen haben, da wird es eben auch nicht so schwer sein, die zahllos vielen und sonderlich gearteten Erscheinungen in der atmosphärischen Luft insoweit zu begreifen, inwieweit jeder nach seiner sinnlichen Wahrnehmung in der Art der Erscheinungen einen Unterschied findet und bei sich sagen muß: Diese Erscheinung hat zwar Ähnlichkeit mit einer früheren, jedoch ist ihre Formung verschieden von einer früheren, und wenn das der Fall, muß auch ein fremder, früher noch nicht dagewesener Grund vorhanden sein.
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Und wieder werdet ihr Erscheinungen erblicken, die sich stets gleich bleiben; diese werden auch sicher den stets gleichen Grund haben.
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Es hat einst auf der Erde Pflanzen und Tiere gegeben, die bekanntlich gegenwärtig auf diesem Weltkörper nicht mehr existieren; dafür aber sind andere Pflanzen- und Tiergattungen entstanden, die damals nicht vorhanden waren. Sehet, das sind Erscheinungen, die sich in gewissen Beziehungen wohl ähnlich sind, in gewissen aber wieder sehr unähnlich. Das Mamelhud hat Ähnlichkeit mit dem heute lebenden Elefanten, so der Riesenochs mit dem heutigen kleineren. Diese beiden Tiere haben Ähnlichkeit in einer Hinsicht: sie gehören nämlich zu einer und derselben Art, aber sie sind sich in der Größe und noch in der sonstigen Gestaltung sehr unähnlich. So hat es einst Riesenbäume gegeben, wie deren schon gleich anfangs dieser Mitteilung erwähnt wurde; auch gegenwärtig gibt es noch, besonders in den Tropenländern, eine vielstämmige Baumart, die mit dem einstigen größten Baume Ähnlichkeit hat, aber dennoch nicht mehr das ist, was einst dieser Baum war. Da ist ein großer Unterschied sowohl in der Größe als in der Gestaltung.
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Alle diese Erscheinungen rühren daher: weil die früheren Riesenarten die ihnen entsprechende Nahrung in der atmosphärischen Luft nicht mehr gefunden haben, so sind sie am Ende gänzlich ausgestorben. Da wäre also ein Grundluftstoff nicht mehr da, der einst da war; dafür kam aber ein anderer zum Vorschein, der einst nicht da war. Ein solcher Grund liegt auch zumeist in den nicht selten neu auftauchenden Krankheiten, sowohl für Pflanzen als auch für Tiere, bei denen die Ärzte auch ein solches Gesicht machen wie die Chemiker, wenn sie sich aufs Goldmachen verlegen und am Ende statt des Goldes einen Klumpen sehr stark stinkenden Dreckes gewinnen. Es lassen sich zwar Ähnlichkeiten zuwege bringen; so können auch neu entstandene Krankheiten mit früher schon dagewesenen eine Ähnlichkeit haben, - allein, vergleicht man das künstliche Gold mit dem natürlichen, so wird da ein Unterschied wie zwischen 1000 und 1 sein. Also ist es auch, wenn man eine neue Krankheit mit jener Medizin heilen will, durch welche eine frühere, ähnliche Krankheit geheilt wurde, so wird man sich damit gewaltig schneiden; denn diese neue Krankheit ist die Folge der Ermangelung eines Grundstoffes in der Luft, wenn selber durch irgend eine Veranlassung verzehrt und alsbald nicht wieder erzeugt wurde; und da dürfte es wohl schwer sein, eine Medizin zu finden, die den abgängigen Grundstoff in sich enthielte, durch welchen die neue Krankheit freilich augenblicklich gehoben werden könnte. Da aber diese Sache für die Menschheit, wenn diese in bessere Kenntnis geleitet wird, vom wesentlichsten Nutzen sein kann, so wollen wir nächstens noch wesentlicher davon sprechen und einen Blick auf die Ursachen werfen, durch die gewisse Grundstoffe in der Luft entweder ganz oder zum Teile verlorengehen und manchmal andere an ihre Stelle treten.

Fußnoten