Der Saturn
Darstellung dieses Planeten samt Ring und Monden und seiner Lebewesen
- Kapitel 37 -
Webstofferzeugung. - Unverkünstelte Verwendung der Naturerzeugnisse. - Bekleidungsordnung
Da wir diese Menschen soeben als Schmiede kennengelernt und vernommen haben, wie sie im Notfall ihre Gerätschaften oder Fabrikate an einen andern Bruder ,,verkaufen", so wollen wir sie nun auch noch als Zeugmacher kennenlernen.
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Wir haben schon bei der Darstellung des Pflanzenreiches wie bei der des Tierreiches gesehen, daß es im Saturn Pflanzen gibt, die eine Art sehr langer Haare namentlich aus ihren Blüten und auch Blättern von sich treiben, und haben gesehen, daß sehr viele Tiere außerordentlich wollereich sind und manche bedeutend reichliche und lange Mähnen haben, so ist es euch anderseits sicher klar, daß dieses alles von den Saturnmenschen wohl benützt wird.
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Wie aber werden diese Stoffe benützt? - Sehet, da ist nicht viel Unterschied zwischen euch und den Bewohnern dieses Planeten. Die Stoffe werden zu Fäden gesponnen, welche freilich wohl etwas stärker sind als so manche handfeste Stricke bei euch. Dessenungeachtet aber sind sie im Verhältnis dennoch fein genug, um für diese großen Menschen gar wohl tragbare Stoffe daraus zu weben.
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Wer spinnt und webt denn die Fäden? - Solches tun im Saturn nur allein die Frauen; aber nicht auf die Art, wie ihr die Stoffe auf Webstühlen webet, sondern ungefähr so, wie da eure Weiber mittels der sogenannten Stricknadel die Strümpfe verfertigen. So werden dort ganze Kleidungsstücke gestrickt, und zwar mit Hilfe zweier langer, allzeit hölzerner Stifte. Die Saturnweiber haben darin eine große Fertigkeit, so daß ein Weib an einem Tag einen nach eurem Maße mehr denn hundert langen und fünf bis sechs Ellen breiten Streifen verfertigt.
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Werden solche Stoffe auch gefärbt? - Das tut niemand auf diesem Planeten. Denn hier besteht schon wieder ein häusliches Gesetz, welches wegen so mancher Eitelkeit in der Tiefe also lautet:
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,,Wie ist der Mensch doch ein Frevler, wenn er etwas besser, schöner und vollkommener machen will, als es der Große Geist gemacht hat! Wehe dir, so du möchtest rot machen, was der Große Geist weiß gegeben hat! Wehe dir, so du möchtest gerade machen, was der Große Geist krumm gestaltet hat! Wehe dir, so du möchtest geschmackvoller machen eine Speise, als sie für dich bereitet hat der Große Geist!
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Wer darin zuwiderhandeln wird dem Willen des Großen Geistes, den wird dieser zornig ansehen und wird über seinen Leib schicken ein Übel um das andere - wie Er es zu tun pflegt in der Tiefe, da dort die Menschen nicht auf das achten, daß der Große Geist alles überaus weise und gut eingerichtet hat und der Mensch darum nicht nötig hat, etwas daran zu ändern, sondern dankbarst also anzunehmen, wie es ihm die milde Hand des Großen Geistes gibt. Wir sind nur da, um das zu benützen, was uns der Große Geist gibt; nicht aber, daß wir seine Gabe eher verbessern und verschönern, bis wir sie gebrauchen möchten.
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Nur ein Ding, und das ist das Metall, hat der Große Geist in die Erde roh gelegt, und wir müssen es zuvor backen, bevor wir es nützlich gebrauchen können. Und solches dürfen wir darum tun, weil es uns der Große Geist selbst gelehrt hat. Ebenso können wir auch nach seinem Willen einige Früchte am Feuer zum leichteren Genusse erweichen und dürfen die Äste der Bäume behauen zu unseren Wirtschaftsgebäuden - solches alles lehrte Er uns selbst.
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Aber daß wir einem Ding eine andere Farbe geben sollen und anderen Glanz, solches hat Er uns nie gelehrt. Daher ist es auch für den ein großer Frevel gegen den Großen Geist, der das Weiße möchte rot, das Grüne schwarz und das Blaue gelb und also auch umgekehrt färben.
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Wir aber sind untereinander nichts denn einerlei Brüder und Schwestern im Großen Geiste; da darin kein Unterschied ist und wir alle gleich sind vor ihm, warum sollen wir uns unterscheiden in der Farbe unseres Gewandes?
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Also sei die Gürteljacke um unsere Lenden, welche bis an die Knie reicht, allzeit blau, wie die Wolle von Natur aus blau ist, die wir dazu verwenden. Unser Oberleibmantel aber sei rot, wie da ist die Mähne des Tieres, daraus er verfertigt wird. Unser Hut habe die Farbe des Strohes, daraus er verfertigt wird. Und unsere Kniemäntel seien allzeit grün, wie die Wolle des Baumes und der Pflanzen ist, aus der sie verfertigt werden.
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Die Weiber aber sollen ebenfalls unwandelbar verbleiben bei ihrem weiten blauen Hemde und sollen fortwährend zu ihren Oberkleidern die schönen Blätter unseres Wohnbaumes benützen und können gebrauchen zu ihrer Zierde noch so manches, was der Große Geist für sie sowohl auf Bäumen, als auch auf Gesträuchen und auf den Tieren wachsen läßt. Ferne jedoch sei von ihnen die übertriebene Prachtliebe der Weiber, die an großen Flüssen und Seen wohnen und eine große Freude daran haben, daß sie ihren verweichlichten Leib mit allerlei Flitterwerk behängen.
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Unsere Pflicht auf den geheiligten Bergen sei, daß wir in allem standhaft sind und treu dem Willen des Großen Geistes."
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Seht, das ist eine der längsten Hausregeln bezüglich der Verfertigung der Kleiderstoffe und der Kleider selbst, sowie bezüglich der Art, wie dieselben zu tragen sind.
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Auch mit diesen Kleiderstoffen sind die Gebirgsbewohner gleicherweise freigebig wie mit allem Übrigen. Kommt von irgendwoher ein fast ganz nackter Mensch, so gilt dessen Nacktheit schon für ein sicheres Zeugnis des Großen Geistes, daß jeder, der vorrätige Kleider hat, den Nackten sogleich zu bekleiden hat. Wer sich solches zu tun weigern würde, dem steht, wie auf kein anderes Vergehen, eine Verbannung auf ein, zwei bis drei Jahre bevor, damit er in solcher Einsamkeit erkennen lerne, wie weh es tut, wenn man nackt herumirren muß.
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Ihr werdet euch vielleicht denken, wie kann da ein Mensch in ein, zwei oder drei Jahren seine Kleider bis zur Nacktheit zerreißen? Da erinnere Ich euch nur daran, daß ein Saturnjahr nahe dreißig Erdjahre dauert. Wenn ihr das bei der obengenannten ein-, zwei oder dreijährigen Verbannung mit in den Anschlag bringet, so dürfte es euch wohl klar sein, daß in solcher Zeit ein Kleidungsstück nicht mehr sehr heil aussehen dürfte, wenn es Tag und Nacht getragen wird.